Leben und Arbeiten in bewegten Zeiten

Es ist viel los in dieser Welt: Verwirrte und Verirrte versuchen dadurch, dass sie Leid über andere Menschen bringen, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und die Gesellschaft zu beeinflussen. Das führt verständlicherweise zu viel Aufgeregtheit, Angst und Wut. Zugleich sind neue Ungewissheiten entstanden: Wie wird sich Russland künftig verhalten? Was wird mit der Türkei werden? Wird Trump Präsident werden? Und: wie wird das Ohnemiteinander mit dem Vereinigten Königreich? Welche Zukunft hat diese Europäische Union und wie muss sie künftig aussehen? Einige der Fragen beschäftigen mich im Tagesgeschäft, Mays Antrittsbesuch bei Merkel zum Beispiel oder die Frage, wie Dunkel das Darknet ist. Manchmal bleibt etwas Zeit über Fragen nachzudenken, ob Medien zu schnell, zu langsam oder einfach nur zeitgemäß zum Nachrichtenverhalten der Bürger agieren. Oder um Angela Merkel in der Sommer-PK, bei der sie bei der Bundespressekonferenz zu Gast war, zu fragen, ob sie das Maß an Xenophobie und Rassismus im Land nicht doch unterschätzt hat…

Meine Sonderspezialbrille bleibt aber die des Blicks auf die digitalen Fragen dieser Zeit, wie Politik, Wirtschaft, Bürger und andere Akteure mit dem in unseren Händen stattfindenden Wandel umgehen. Versuch einer semi-aktuellen Werkschau.

Politisch sind Krisenzeiten immer auch wieder die Zeiten, in denen manche neue, oft aber alte Ideen neu verpackt auf den Tisch kommen – ob realistisch oder nicht. Denn in der Politik glauben viele unmittelbar Antworten auf das Unglaubliche geben müssen zu können. Ein Beispiel dafür: der Bundesinnenminister will, dass die Anbieter von Plattformen islamistische Propaganda – der Selbstradikalisierungsmöglichkeiten wegen – von sich aus von ihren Servern fegen. Warum die vordergründig irgendwie klug klingende Idee so manche Schwierigkeit aufweist, haben die Kollegen Peter Welchering und Thomas Otto und ich für den Deutschlandfunk zusammengetragen.

Ein anderes Beispiel: der Umbau der Cybersicherheitsarchitektur. In enger Zusammenarbeit mit Kai Biermann und Patrick Beuth von Zeit Online habe ich die Strategie des Innenministeriums – sozusagen die „reine Lehre“, bevor andere Ministerien mitreden durften – genauer unter die Lupe genommen.

Kurz bevor es final beschlossen wurde, habe ich – ebenfalls mit dem in Brüssel arbeitenden Kollegen Thomas Otto zusammen – noch einmal einige der Fragen rund um die PrivacyShield genannte Vereinbarung aufgeworfen und von unterschiedlichen Seiten beleuchtet. Andrea Vosshoff, Julie Brill und viele andere, die man nicht jeden Tag dazu hört, konnten wir dafür interviewen – und wieder einmal haben wir für 4 Stunden Material gehabt, aber „nur“ 18 Minuten und 30 Sekunden Sendezeit (für Radioverhältnisse eine Ewigkeit, für Printkundige: das sind knapp 19.000 Zeichen).

In den kommenden Tagen werde ich noch an mindestens drei Themen arbeiten, die mich ebenfalls sehr interessieren – unter anderem für die Wirtschaftsredaktion des DLF zu Big Data und einen weiteren Hintergrund, zusammen mit der Kollegin Katharina Hamberger zu einem Digital-Thema, wo die Politik ausnahmsweise einmal vor die technische Entwicklung zu kommen scheint: das teilhochvollautomatisierte und autonome Auto. Ohne zu weit vorzugreifen: einfacher wirds dadurch für die Politik auch nicht unbedingt. Und für alle, die sich mit Daten beschäftigen (müssen) auch nicht – auch dazu folgt noch einmal ein eigenes Stück… Bald.